Baubericht Motorhauben-Lifter

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  • Hallo zusammen,


    den Vorweihnachtstagen sei Dank - es gibt mal wieder was Neues an der Voyager-Bastelfront.
    Hier kommt eine genaue Anleitung zum Bau und Einbau eines Motorhauben-Lifters, so dass man nach dem Öffnen der Motorhaube nicht mehr die lästige Haltestange einstecken muss.


    Schritt 1:
    Jeden, der öfter mal im Motorraum des Dicken abtaucht um dort seine Freizeit zu verbringen, hat bestimmt bereits die klassische Motorhaubenarretierung genervt. Klar - es ist eigentlich nur ein zusätzlicher Handgriff erforderlich, um die Eisenstange in die geöffnete Haube zu stecken - aber auf die Dauer ist es halt stets ein Handgriff zu viel. Zudem benötigt man zwei freie Hände, muss also immer alles mitgebrachte Werkzeug erst einmal ablegen.
    Ach was wäre es schön einen automatischen Motorhauben-Lifter zu haben, so wie bei den meisten Premium-Fahrzeugen namhafter Hersteller.
    Nach reichlich Grübelei und Trickserei steht die fertige Lösung da:



    Das System besteht im wesentlichen aus einer Gasfeder mit integrierter Dämpferfunktion, die über zwei Kugelköpfe am Haubenscharnier und am inneren rechten Radlauf befestigt ist.
    "Kann doch nicht so schwer sein" - so meine ersten Gedanken vor Projektaufnahme. Heute bin ich schlauer.
    Man unterschätzt völlig wie viel Grübelei, Messerei, Trickserei und Recherchierei erst einmal nötig ist, bevor eine solch banale Funktion zufriedenstellend seht.
    Insbesondere die Kinematik des Hauben-Viergelenkscharniers ist nicht gerade trivial. Auch eine geeignete hochwertige Gasfeder mit der richtigen Federkraft und Hub zu finden dauerte elend lange.
    Aber das Ergebnis am Ende überzeugt:



    Schritt 2:
    Damit kommen wir mal zum Einbau. Dieser ist wirklich einfach und in unter einer Stunde von jedem "Normalschrauber" zu bewerkstelligen. Der Einbau wird am Beispiel eines Lancia Voyager Platinum mit Dieselantrieb gezeigt.
    Um besseren Zugang zu erhalten, wird der Luftfilterkasten demontiert. Dafür müssen wir kurz an den gezeigten 5 Punkten Hand anlegen:



    Wir lösen ausreichend die Schlauchschelle am Gummischlauch des Luftilterausgangs - danach lässt sich der Schlauch komplett abziehen.
    Am Stecker des Sensorkabels wird die rote Verriegelungslasche weggeschoben, wodurch sich der Stecker leicht abziehen lässt:



    Jetzt lösen wir die Mutter am Reservoir des Servolenkungsöls - der Behälter kann nun ein wenig weggebogen werden.
    Nach Wegdrücken beider schwarzer Kunststofflaschen kann der Luftfilterkastendeckel nach oben abgehoben werden:



    Das im Luftilter eingelegte Filterelement lässt sich einfach herausheben.
    Die untere Wanne des Luftfilterkastens sitzt auf zwei Kunststoffsiften. Zudem ist sie über einen Stift des Wischwasserbehälters geführt:



    Mit etwas strammen Ruckeln lässt sich die gesamte untere Gehäusewanne des Luftfiltergehäuses nach oben herausziehen:



    Schritt 3:
    Damit kommen wir zum eigentlichen Einbau.
    Als unterer Befestigungspunkt dient das Loch für den Kabelbefestigungsclip im rechten Kunststoff-Lampenträger.
    Der Clip wird herausgezogen und das Loch auf 8,0 mm aufgebohrt. Dies geht auch ohne Bohrmaschine, indem man einfach einen scharfen Bohrer per Hand dreht:


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  • In der Tüftelphase habe ich diverse mögliche Befestigungspunkte betrachtet und mit unterschiedlichsten Gasfederlängen herumprobiert. Um das Ganze einfacher zu machen, fertigte ich aus Buchenrundholz eine Dummy-Gasfeder mit der Länge in vollständig eingefahrenem Zustand. Auch wurden diverse Längen für die Distanzhülse am Befestigungspunkt ausprobiert.
    Wichtig ist beidseitig am unteren Befestigungspunkt große Karosseriescheiben zu unterlegen, damit sich die eingeleitete Kraft besser im Kunststoff verteilt:



    Beim oberen Befestigungspunkt kommt ein bearbeitetes Winkelprofil zum Einsatz. Hier fertigte ich in der Tüftelphase verschiedene Dummies aus Polystyrol. Wichtig war, den Freigang gegenüber allen Fahrzeugteilen in allen Betriebslagen sicher zu stellen:



    Beim unteren Befestigungspunkt muss die Gewindelänge des Wingelgelenks mit Kugelkopf auf 8 mm gekürzt werden:



    Die Länge der M8 Gewindehülse beträgt 16 mm. Verschraubt wird alles von der Außenseite des Kunststoffträgers mit einer M8x12 Sechskantschraube:



    Zur Befestigung des zuvor gelösten Kabelclips bohrt man ein 6,0 mm Loch 40 mm unterhalb der ursprünglichen Befestigungsposition:



    Die Befestigung des oberen Gasfeder-Kugelkopfs erfolgt über ein Aluminium-Winkelprofil, welches mit den beiden originalen Scharniermuttern verschraubt wird. Im Bild zu sehen ist ein Prototyp-Bauteil aus der Versuchsphase.
    Das Lösen der Motorhaubenmuttern lässt sich problemlos alleine bewerkstelligen. Eine zweite Person zum sicheren Halten der Haube ist dennoch ratsam:



    Damit ist der Einbau auch schon so gut wie abgeschlossen.
    Es empfiehlt sich nun noch eine exakte Neu-Justage der Motorhaube. Hierzu lässt sich die Haube am Scharnier in den beiden Befestigungslöchern in alle Richtungen verschieben. Weiterhin kann das Haubenschloss an der vorderen Quertraverse vertikal justiert werden. Schlussendlich bietet der Kunststoff-Auflagestöpsel am rechten vorderen Kotflügelende die Möglichkeit zur Einstellung der Höhenlage der Haube.
    Der Wiedereinbau und Anschluss des Luftfilterkastens geshieht in umgekehrter Reihenfolge zum Ausbau:



    Mittlerweile hat das endgültige Winkelprofil Einzug gehalten:



    Das Aluminium-Winkelprofil beinhaltet eine Aussparung, durch die der Wischwasserschlauch durchgeführt werden kann. Hierzu ist dieser aus dem Gummischlauch der mittleren T-Verbindung zu lösen. Zusätzlich muss man noch mit einem feinen Schraubendreher den grauen Clip zur Schlauchfixierung öffnen:



    Damit sind wir auch schon am Ende.
    Die Gasdruckfeder ist so dimensioniert, dass sie die Haube in praktisch jeder denkbaren Position fixiert, aber nicht aus eigener Kraft weiter öffnet.
    Bei voller Öffnung ergibt sich eine nahezu vertikale Haubenstellung, also deutlich mehr Zugang zum Motorraum als in der Variante mit Arretierungsstange:



    So, das war hoffentlich eine kleine Anregung für Euch für eigene Werkeleien am Dicken. Es würde mich freuen, wenn es Euch bei einem Nachbau oder einer Variante zum Motorhauben-Lifter hilft.
    Beste Grüße,
    Johannes

    Einmal editiert, zuletzt von jo-loom ()

  • Hallo Johannes auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen


    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: und :thumbup: Danke, mehr kann man dazu nicht sagen.
    Sehr schöne Doku zu einem eigentlich selbstverständlich vorhandenem Bauteil an solch einem Auto.
    Wie anders wo schon geschrieben sehen die Ami's so was eher schmerzbefreit wenn alles andere aus 2m Entfernung nur schön aussieht.


    Nur eine Frage, wenn ich das auf den Bildern richtig gesehen habe hast Du auch die "Crash-Liftfunktion" an der Motorhaube.
    Wird diese Anhebung der Motorhaube hinten im Falle eines Falles dadurch irgendwie beeinträchtigt/berührt?


    Ingolf

    Now I can read and be aware of all the things that could result in death or serious injury... ;)
    -Lancia Voyager Platinum | MJ2014 3.6L V6 | Brilliant Black Chrystel Pearl-

  • Hallo Ingolf,


    richtig - der Voyager erfüllt die Gesetzesanforderungen zum Fußgängerschutz und verfügt hierzu über zwei vertikal stehende pyrotechnische Linearkolben, die beim Frontaufprall das hintere Ende der Motorhaube anheben. Dadurch entsteht im Sinne einer Schneeschippe eine weichere Rampe für den aufgegabelten Fußgänger.


    Schaut man sich das Viergelenkscharnier zur Motorhaubenbefestigung genauer an, dann findet am zwischen Motorhaube und Scharnier eine Zwischenplatte. Diese wird am hinteren Ende vom Kolben bei der Sprengung vertikal nach oben gedrückt. Dabei wird die am hinteren Ende befindliche kleine Popniete zerstört. Die Platte bewegt sich drehend um die am vorderen Ende des Scharniers sitzende Niete.
    Diese Zwischenplatte hat einen relativ beschränkten Drehbereich, den man in der eingearbeiteten Nut erkennen kann.


    Schaut man sich die tendenziell horizontale Lage der Gasdruckfeder im eingefahrenen Zustand an, so gehe ich davon aus, dass die Fußgängerschutzfunktion unverändert arbeiten kann.
    Im Grunde genommen müsste man dieses überprüfen, indem man zumindest beidseitig besagte Popnieten aufbohrt und schaut, ob sich das hintere Ende der Motorhaube problemlos anheben lässt.


    Ich wäre Dir dankbar, wenn Du als kleinen Freundschaftsdienst diesen Test an Deinem Dicken durchführen könntest 8o


    Gruß,


    Johannes

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