Man kann nicht generell sagen, dass die reparierten Unfallautos schlechter sind, als unfallfreie Fahrzeuge. Der oben verlinkte Artikel ist bekannt, allerdings sollte man sich hüten, dies alles für bare Münze zu nehmen.
Es gibt einige schwarze Schafe, die verpfuscht reparierte Autos hier in Europa verkaufen, meist sind dies Fahrzeuge der großen deutschen Hersteller, gerne BMW 3er und 5er sowie Audi A5 und A6. Aber auch hier lässt sich keine generelle Aussage treffen, es gibt durchaus gute Fahrzeuge. Der Unfallschaden an sich ist erstmal kein Problem, wenn fachgerecht repariert wurde. Meiner hatte einen klassischen Frontschaden, Scheinwerfer, Haube, Kotflügel, Kühler, etc. Dies wurde mit Teilen eines gleichen T & C instandgesetzt, der einen Heckschaden hatte. Ich habe bis heute keine (unfallbedingten) Probleme mit dem Auto gehabt. Überdies habe ich eine dreijährige Gebrauchtwagengarantie durch den Händler bekommen; das Auto hatte auch erst gut 8.000 mls gelaufen und war beim Unfall erst drei Monate alt.
Ein Freund von mir ist KFZ-Sachverständiger, begeisterter Schrauber und Experte für Importautos, ich habe mit ihm den Chrysler genauestens inspiziert, alles soweit top repariert. Die Werkstätten in Litauen genießen diesbezüglich einen sehr guten Ruf und sind weit davon entfernt, "Bastelbuden" zu sein. Wer sich selbst ein wenig auskennt, dem fallen schnell Spuren einer Instandsetzung auf (Richtspuren, Schweiß-/Spachtelspuren, Lacknebel, Spaltmaße, etc). Tatsächlich gibt es dort regelrechte high-tech Reparaturzentren, die auch viele deutsche Unfallfahrzeuge, teils sogar von großen Vertrags- und Markenhändlern reparieren, da die Arbeitszeit dort um ein vielfaches günstiger ist.
Es kommt auch immer darauf an, warum das Auto ein Salvage (=Stilllegung)-Certificate bekommen hat. Dies ist von Staat zu Staat in den USA unterschiedlich. Neben Unfallschäden gibt's das auch bei Diebstahl, Vandalismus, Hagel oder Flutschäden. Tatsächlich gibt es hierbei auch kriminelle Machenschaften, bsp. title laundering, d.h. ein stark verunfalltes Auto wird in den USA pi mal schnauze wieder gerade gezogen, bekommt eine neue VIN und wird dann als "leichter Unfall" exportiert und im Ostblock fertig zusammen geschustert. Dies ist v.a. bei Fahrzeugen der Fall, für die es in Europa und Vorderasien einen Markt gibt, da gehört der T & C aber eher nicht dazu.
Mein Händler vertreibt bsp. grundsätzlich nur Fahrzeuge mit Unfallschaden, die ohne strukturelle Probleme behoben wurden und ist bisher damit gut gefahren. Wie Steffen schon schrieb, sind viele dieser Autos Flottenmietfahrzeuge gewesen, eine Reparatur eines Frontschadens (evtl. auch mit Airbag-Auslösung, die schneller vorkommt, als man denkt, auch wenn der Unfall selbst nicht gravierend ist) kommt schnell auf 15.000 $ oder mehr, da die Arbeitszeit auch in den USA teuer ist, die Teile einzeln gerechnet werden (allein Dashboard + Airbag Fahrer / Beifahrer + ORC kommt original schon auf 5.000 $ mit Einbau) und das Abschreiben für die Mietwagenfirma billiger kommt. Durch Carfax hat man eben eine Dokumentation der Schäden, sowas fehlt hier in Europa gänzlich. Aus meinem beruflichen Umfeld her weiß ich, wieviele Fahrzeuge massive Unfallschäden hatten und trotzdem als unfallfrei ausgeliefert oder verkauft wurden. Man muss auch klar unterscheiden, ob das Auto in den USA als "scrap / parts only" betitelt wurde (=dann strukturelle Schäden) oder nur wirtschaftlich (~ 50 - 80 % Reparaturkosten des Zeitwertes am Unfalltag) nicht sinnvoll (finanziell gesehen!) zu reparieren sind. Salvage bedeutet einfach erstmal Stilllegung und daher nicht für den Straßenverkehr tauglich. So einen Title kann es überspitzt schon dafür geben, dass das Auto keinen Außenspiegel mehr hat.
In Deutschland beträgt die Grenze für den von Versicherungen zu tragenden Reparaturaufwand übrigens 130 % des Zeitwertes, hier kann also wesentlich mehr repariert werden, als in den USA üblicherweise gemacht wird. Dort lohnt es sich für große Flottenbetreiber einfach nicht, einzelne geleaste Fahrzeuge reparieren zu lassen, da durch Großabnehmerrabatte die Kosten für ein neues Fahrzeug gering sind.
An meinem Fahrzeug sind beispielsweise keinerlei Reparaturspuren ersichtlich, nur die VIN des PCM ist eine andere, da dies auch ersetzt wurde. Kein Rost, Spur / Sturz einwandfrei in Ordnung, kein Klappern / Knarren / Scheppern. Ich habe auch noch die Originalscheibe mit US-Werkstattaufkleber drin, viele mit derberen Frontschäden haben eine neue Scheibe drin, weil die alte bei Chrysler / Dodge- RT schnell Risse bei stärkeren Unfällen bekommt.
Im Endeffekt hilft nur eine Besichtigung vor Ort, evtl. mit einem Experten und ein gutes Bauchgefühl. Generell ist jedoch nichts gegen ein Unfallauto einzuwenden, falls es sachgemäß repariert wurde.
2013 Chrysler Town & Country Touring - flex fuel - billet silver
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Sonny« (28. September 2016, 10:41)