Hallo zusammen,
ach - was waren das noch für schöne Zeiten vor 30 Jahren, als man für 70 DM auf dem Schottplatz eine alte AHK für einen Passat Kombi ergatterte und diese ruckzuck mal eben in ein anderes Fahrzeug baute. Ein paar Schräubchen, ein paar Käbelchen an beiden Rückleuchen, dazu noch das ominöse Relais - fertig lustig.
Heute wird da mal schnell eine kleine Docktorarbeit draus - aber wenigstens ist diese selber geschrieben, pardong gebaut.
Zielsetzung:
Mein Wunsch war eine abnehmbare Anhängerkupplung, die in abgebautem Zustand keine sichtbaren Restteile hinterlässt und funktional sauber ins Bordnetz integriert ist, also das PDC deaktiviert, sobald ein Hänger angestöpselt ist. Dazu dann noch die Zusatzleitungen für Wohnwagen, somit Dauerplus und Ladeleitung.
Welche Kupplung?:
Nach stundenlangen Recherchen mit Stöbern in den im Netz verfügbaren Einbauanleitungen großes Rätzselraten: Was ist denn nun empfehlenswert zwischen den namhaften Herstellern Bosal, Brink, MVG, Thule, Westfalia und wie sie alle heißen? Selbst Rücksprachen mit einschlägigen Verkäufern brachten keine verwertbaren Infos. Am Ende entschied ich mich für Westfalia. Banaler Grund: Namhafter Hersteller, überzeugende Bedienung, Original-Lieferant für BMW, kleiner Stoßstangenausschnitt und wegschwenkbare Elektrodose.
Dazu dann die üblichen Elektrosätze von JAEGER, inklusive der Erweiterungssätze für Dauerplus und Ladeleitung.
Erster Eindruck:
Nach Erhalt der Lieferung in nur 2 Tagen Licht und Schatten. Qualitativ wirkte alles prächtig. Allerdings wurde ein spezifischer Jaeger-Elektrosatz mit Jaeger-Dauerplus-Erweiterung und Westfalia-Ladeleitung-Erweiterung kombiniert. Zudem zeigte sich, dass der Steckdosenhalter gar nicht schwenkbar war. Auch entsprach das Steckende der Kupplung nicht dem, was ich erwartete. Die Mechanik ist übrigens von Monoflex, die nun zu Westfalia gehören.
Die Dokumentation ist üppig und vielsprachig. Aufgrund der zahllosen Abbildungen kommen speziell Comic-Fans auf ihre Kosten.
Einbau Mechanik:
Zunächst gilt es beide Rückleuchten auszubauen. Es folgt der Abbau der Stoßstange. Absolut ätzend sind die zahllosen Plastik-Clipse und Stöpsel, bei denen eine Engelsgeduld erforderlich ist, um keinen Schaden anzurichten. Schlussendlich werden noch der Abschleppösenhalter, sowie die originale Quertraverse und die beiden Längstraversen herausgerissen. Da es sich um ein fast neues Fahrzeug handelte, gab es nirgendwo Probleme. Ein Ratschenkasten plus einige Kleinwerkzeuge genügen völlig für die Arbeiten.
Der Einbau beginnt mit den beiden neuen Längstraversen. Ich habe die Schrauben zunächst bewusst nicht angezogen, sondern zunächst auch noch die Quertraverse eingesetzt. So konnte sich alles etwas setzen. Erst danach wurden sämtliche Schrauben angeknallt. Als nächstes kommt die gegossene Kupplungsaufnahme rein.
Nun lässt sich die Stoßstange vorsichtig aufschieben. An der Unterseite stößt sie leicht gegen die Gussaufnahme der AHK. Jetzt kann man wunderbar von unten etwas Tape aufbringen und den erfoderlichen Ausschnitt anzeichnen. Ich habe mich für eine sehr kleine Aussparung mit gerade einmal 3 mm Luft entschieden. Die Ausklinkung gelang mit HIlfe einer Dremel und Diamanttrennscheibe sowie kleinem Zylinderschleifkopf kinderleicht. Der resultierende Ausschnitt ist deutlich kleiner als der in der Dokumentation vorgegebene. Schiebt man nun die Stoßstange wieder auf, so schließt an der Unterseite der Gusshalter praktisch bündig ab - man sieht von hinten praktisch keine Veränderung zur Originalzustand.
Nerviger war der Anbau des Montagewinkels für die Steckdose. In der vorgeschlagenen Position ist sie deutlich sichtbar - genau das wollte ich ja nicht. Also habe ich sie in vertikaler Position installiert - heißt: die Steckdose zeigt nach unten, ist damit aber kaum noch sichtbar. Später werde ich mir ein paar Teile fräsen / biegen, so dass ich die Steckdose hinter der Stoßstange wegschwenken kann.
Übrigens: alle Arbeiten lassen sich völlig problemlos ohne Grube, Bühne oder Auffahrrampen am Boden erledigen.
Zeitaufwand:
Getreu Anleitung lässt sich der Einbau in 2 Stunden bewerkstelligen. Das funktioniert auch bestimmt, so es der zweite bis hunderste Einbau an bekanntem Fahrzeug eines fremden Besitzers ist.
In meinem Fall führten in Summe die persönliche Bindung zum Dicken, der Hang zum Perfektionismus, die Mitarbeit meines Zehnjährigen, Sonnenschein mit > 30°C und diverse Kaffee- und Grillunterbrechungen zu der Erkenntnis, dass man einen kompletten Samstag abhaken kann. Und dies gilt nur der mechanischen Seite ohne Elektrik...
(Teil 2 mit der Elektroinstallation folgt)
Gruß,
Johannes