Im Aftermarket-Bereich tauchte im Sommer 2014 ein Modul auf, welches die sensorgesteuerte Heckklappe (europäische Bezeichnung, im amerikanischen Sprachraum als Handsfree Liftgate bezeichnet) in jedes Auto bringen sollte.
Die Adaption an den Voyager / Town & Country / Grand Caravan hat ein 3/4 Jahr in Anspruch genommen, da die Heckklappe einen komplizierten Auslösemechanismus hat. Mit Gerhard habe ich gemeinsam verschiedene Lösungsvarianten untersucht. Die finale Lösung benötigt neben diesem Modul nur 7 passive Bauteile im Cent-Bereich.
An dieser Stelle möchte ich den Einbau der Technik beschreiben, wenn die auslösenden Sensoren mittig im hinteren Stoßfänger montiert sind. Vielleicht hängt sich Gerhard hinten dran und zeigt seinen Einbauort an der linken hinteren Seite des Stoßfängers.
Hier vorab ein Video der modifizierten Heckklappe in Aktion:
Handsfree Lifgate
Benötigte Teile
Das verwendete Modul stammt von Pekatronic und hat den Namen AKS-800. Es gibt eine Version für Fahrzeuge ohne werksseitigem Keyless Go und eine Version zur Verwendung mit werksseitigem Keyless Go. Wir verwenden letztgenannte Version (169€). Geliefert wird dann ein Steuerteil, 2 kapazitive Sensoren, ein Kabelbaum, 2 Halte-Clips und eine Menge Klebe-Pads.
Die Anschlussleitungen der Sensoren verlaufen unter dem Auto entlang. Zum Schutz gegen Nager kann man optional Wellrohr (Innendurchmesser 7mm) verwenden.
Zum Befestigen der beiden Sensoren kommen zwei Halteklips zum Einsatz. Diese stammen aus einem alten Motor-Kabelbaum.
Auch diese Klipse sind aus einem alten Kabelbaum (VES-System, C-Säule zum Monitor 1) und werden später zur Arretierung der Antennen im Stoßfänger genutzt.
Modifikation des Steuerteils
Das gelieferte Modul kann in seiner laut Schaltplan vorgesehenen Beschaltung nicht verwendet werden. Da wird zum Öffnen der Griff oder der Knopf der elektrischen Heckklappe mittels eines Relais kurz gebrückt. Bei vorhandener Alarmanlage wird der Türkontakt von einem zweiten Relais so lange überbrückt, bis die Klappe wieder geschlossen ist.
Im Voyager besteht das Problem, dass ein manuelles Drücken des Heckklappen-Griffes zwar das Verriegelungsschloss öffnet, aber die Heckklappe anschließend nicht elektrisch hochfährt. Durch Untersuchungen haben wir jedoch festgestellt: Drückt man den Heckklappen-Griff und kurz nach dem Entriegeln des Schlosses zusätzlich den Heckklappen-Taster in der vorderen Deckenkonsole, dann fährt die Heckklappe doch elektrisch hoch.
Diesen gefundenen Mechanismus haben wir uns zu Nutze gemacht. Mittels des ersten Modul-Relais brücken wir den Heckklappen-Griff, bis das Schloss entriegelt ist. Mit dem zweiten Relais wird dann zusätzlich der Taster der Deckenkonsole überbrückt. Klingt einfach, war es aber nicht, wie sich später herausstellte.
Zur Verdeutlichung der Beschaltung habe ich die beiden im Modul integrierten Relais in den Schaltplan mit eingezeichnet. Weiterhin ist erkennbar, welche Leitungen man am Power Liftgate Modul (PLGM) im Auto anzapfen muss.
Im ersten Tests zeigte sich, dass das 1. Relais (Griff) schaltet, aber das 2. Relais (Konsolenschalter) nicht. Somit vermutete ich eine unterschiedliche Beschaltung der beiden Relais im Modul.
Um das zu untersuchen, wurde das Modul geöffnet und die Leiterbahnen der beiden Relais nachverfolgt.
Auf der Rückseite der Platine wurde eine Leitung gefunden, die einen Kontakt des nicht funktionierenden Relais sowohl nach außen zum Anschlussstecker als auch zu einer Diode D4 auf der Oberseite der Platine führte.
Diese Leitung wurde auf der Unterseite der Platine durchtrennt. Anschließend funktionierte das 2. Relais wie gewünscht.
Mit einer freifliegenden Verkabelung wurde die Schaltung in Verbindung mit dem PLGM in meinem Laborauto getestet. Die Diagnose-Software zeigte die gewünschte zeitliche Abfolge. Ein Auslösen des kapazitiven Sensors führt dazu, dass das PLGM denkt, dass der Heckklappen-Griff gerade gedrückt wird (blaue Kurve, Signal P30). Dadurch entriegelt es das Schloss der Heckklappe. Nach weiteren 0,6s denkt das PLGM, dass der Deckenkonsolentaster vorn gedrückt worden ist (braune Kurve, Signal G25). Die Heckklappe öffnet sich motorisch. 0,5s später denkt das PLGM, dass sowohl Heckklappen-Griff als auch der Taster in der Deckenkonsole wieder losgelassen wurden.
Einbau der Sensoren
Ein idealer Montageort sind die beiden mittleren Plaste-Halterungen im Inneren des Stoßfängers. Diese sind genauso breit wie ein Sensor. Auch der Abstand zwischen den beiden Halterungen ist passend, da die Distanz zwischen den beiden Sensor-Antennen ca. 5 cm betragen soll.
In die rechte Halterung wurde ein Loch M6 gebohrt…
… und ein Klip montiert.
Auch in die linke Halterung wird ein M6-Loch gebohrt…
… der Klip durchgesteckt und der Sensor montiert.
Mit der T-förmigen Halterung und 2 Kabelbindern wird die Antenne arretiert. Dazu muss in den Stoßfänger ein M6 Loch gebohrt werden.
Auch der rechte Sensor wird mit dem T-Stück montiert. Der Abstand zwischen den Antennen ist gut zu erkennen.
Anschließend werden die Leitungen der Sensoren in Nagerschutz (Wellrohr) eingefädelt und entlang des Leitungssatzes der Parksensoren zur linken Fahrzeugseite geführt.
Einer der beiden grauen Halteclips der AKS-800 wird verwendet, um die beiden Sensor-Leitungen in der linken Ecke des Stoßfängers zu fixieren.
Das folgende Bild dient nur zur Illustration, an welcher Stelle man mit den Leitungen ins Fahrzeuginnere kommt. Der Stoßfänger muss nicht demontiert werden. Der schwarze Pfeil zeigt auf eine Gummi-Dichtung. Diese kann von unten ertastet und herausgezogen werden.
In die Dichtung werden 2 kleine Löcher gestanzt.
Die Enden der beiden Sensor-Leitungen können problemlos durch die Dichtung gezogen werden, obwohl der weiße Stecker viel größer ist.
Nun müssen die Leitungsenden in das Auto gefädelt werden. Als Hilfsmittel habe ich einen Draht an beiden Leitungen befestigt.
Das PLGM kann man jetzt bereits aus der Halterung drücken (Richtung Fahrzeugfront), wodurch sich der Draht mit den daran hängenden Leitungen leichter greifen lässt.
Bevor die Leitungen straff gezogen werden muss der Nagerschutz auf die richtige Länge gekürzt werden. Die Gummi-Dichtung wird anschließend wieder in das Loch gedrückt.
Auf dem Bild sieht man, dass die Leitung des rechten Sensors von der Länger her gerade so in das Fahrzeuginnere reicht.
Der Einbau der Sensoren ist damit abgeschlossen und wir widmen uns nun der Elektrik.
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